© CC-BY-SA | NLA WO, 15 R 4, Zg. 16/2003 Nr. 128

1940: Die Finanzbehörden - Orte des Unrechts

Auf einen Blick

  • Wolfenbüttel
  • Für Kinder

1940: Die Finanzbehörden

Am Alten Tore 6, Wohnort von Henriette Rosenthal

Die Finanzbehörden spielten eine zentrale Rolle bei der Aneignung jüdischen Vermögens. Durch Steuer- und Abgaberegelungen verleibte sich das nationalsozialistische Regime Vermögen, Grundstücke, Unternehmen und sogar Hausrat jüdischer Familien ein. So wurde neben der physischen und psychischen Verfolgung auch ihre finanzielle Vernichtung vorangetrieben. 

Bereits 1934 erfolgte eine Anpassung der Reichsfluchtsteuer, die gezielt auf emigrierende Juden zugeschnitten wurde.  Die Situation verschärft sich 1938.  Im Frühjahr wird jüdischen Reichsbürgern auferlegt, ihr gesamtes Vermögen anzumelden, zu bewerten und Veränderungen anzuzeigen. Im November wird als Reaktion auf die Pogromnacht eine Sonderzahlung als „Sühneleistung“ von ihnen eingefordert. Wer mehr als 5000 Reichsmark besaß, musste in vier Raten 20 Prozent ableisten. Da die gewünschte Gesamtsumme von einer Milliarde Reichsmark dabei nicht zusammenkam, wurde im November 1939 eine fünfte Rate fällig. Gewerbebetriebe mussten geschlossen werden und viele Grundstücke wurden unter Druck verkauft. Alles, was durch Flucht oder Deportation zurückblieb - Möbel, Kleidung, Musikinstrumente, Hausrat – wurde behördlich genutzt oder zugunsten der Staatskassen öffentlich versteigert.

Die Witwe Henriette Rosenthal lebte hier, Am Alten Tore 6, mit ihrer behinderten Enkelin Lore. Nach dem Tod ihres Mannes war sie Eigentümerin des Grundstücks und wurde ebenfalls zur Zahlung der Judenvermögensabgabe verpflichtet. Da sie mit der Zahlung der fünften Rate in Rückstand war, beantragte sie einen Zahlungserlass, der aber abgelehnt wurde. Im Februar 1942 verfügte der Oberfinanzpräsident gemäß einer Verfügung des Braunschweigischen Innenministers die Einziehung ihres Vermögens zugunsten des deutschen Reiches.

Kurz vor der Deportation füllte Henriette Rosenthal, die inzwischen in einem der Wolfenbütteler Judenhäuser lebte, eine Liste der ihnen verbliebenen Gegenstände aus. Sie und ihre Enkelin wurden nach Auschwitz gebracht. Ihr restlicher Besitz fiel an das Deutsche Reich.

Allgemeine Informationen

Auf der Karte

1940: Die Finanzbehörden - Orte des Unrechts
Stadt Wolfenbüttel
Am Alten Tore 6
38300 Wolfenbüttel
Deutschland

Tel.: +49 5331 / 86-280
E-Mail:
Webseite: lessingstadt-wolfenbuettel.de

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